Die „Missa per una voce“ für Solostimme (Sopran oder Tenor) und Orgel von Reiner Schuhenn ist das Kernstück dieser CD. Das „Urinstrument“ schlechthin, die menschliche Stimme, verbindet sich mit dem „Urinstrument“ Orgel in Musikwerken von der Gregorianik bis hin zu musikalischen Schöpfungen unserer Zeit.
Die „Ursprünglichkeit“ ist denn auch ein verbindendes Merkmal dieser CD: Einfache, archaische Bausteine charakterisieren die Gesänge Hildegard von Bingens ebenso wie Rainer Oleaks „Lumen“, Gregor Hübners „Sei mutig und entschlossen“ oder Willa Webers „Lord’s Prayer“. Solche Musik vermag nicht zuletzt ihrer Archaik wegen „religiös“, also „rückbindend“ zu sein und in die Weite und in die Ahnung des Wesentlichen zu führen.
Reiner Schuhenns Messe ihrerseits verbindet archaische Elemente (einfache Motive, markante Klangtupfer oder pentatonische Klangflächen) mit komplexer Stilistik, welche kreativ mit Idiomen etwa des Impressionismus oder der Neoromantik umgeht und dabei zu einer eigenständigen Sprache findet.
Auch das „Ave Maria“ von Jan Adam Maklakievicz ist einfach und ursprünglich angelegt, hier in der Tonsprache der Romantik. Nachdem wir so einen weiten Bogen geschlagen haben vom 12. ins 21. Jahrhundert, dann zurück ins 20. und 19. Jahrhundert, beschließt André Campras „Jubilate Deo“ dieses CD-Programm mit der vielleicht fruchtbarsten Epoche der Musikkultur zwischen Gregorianik und Gegenwart: mit dem Barock.
Zu diesem historischen Bogen kommt ein geistiger Bogen, ausgehend vom Menschen, der Weisheit und Rat sucht (Nr. 1-3) über die christliche Offenbarung (Nr. 4-6) bis hin zum Lobpreis Mariens (Nr. 7-9) und dem Lobpreis Gottes (Nr. 10). Der Mensch, erst mal bloß „vorhanden“ in einer unendlichen Weite und Geheimnishaftigkeit, findet sich schließlich „angekommen“ in der „Messe“, welche die „christliche Offen- 37 27 in St. Gallen konnte nicht mehr realisiert werden. Weitere bedeutende Orgeln Holzheys sind erhalten in Obermarchtal, Rot an der Rot und Neresheim.
Dr. Ulrich Höflacher